Weltchemikalienkonferenz: „Es war völlig unklar, mit welchem Ergebnis man hier am Ende rausgeht“
Vom 25. bis zum 29. September 2023 fand im World Conference Center Bonn die 5. Weltchemikalienkonferenz statt, die ICCM5. ICCM steht für „International Conference on Chemicals Management“. Unsere Kollegin Anna Malinovskiy hat die bedeutende internationale Großveranstaltung mit dem Erlebnisse-Team von familie redlich betreut und gibt im Interview ein paar spannende Einblicke:
Wenn viele Menschen aus der Welt zusammenkommen, steht meistens viel auf dem Spiel, was war es hier? Dieses Jahr hatte Deutschland den Vorsitz bei der ICCM5. Das Ziel: ein neues Abkommen für das internationale Chemikalienmanagement zu beschließen. Diese UN-Veranstaltung hatte also eine große Relevanz im weltpolitischen Zusammenhang.
Was war eure Herausforderung bei der internationalen Weltchemikalienkonferenz?
Es gab unzählige Stakeholder:innen, nicht nur auf der Teilnehmenden-, sondern auch auf der Kunden-/Veranstalterseite, wie zum Beispiel das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), das SAICM-Sekretariat (Strategic Approach to International Chemicals Management) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Hinzu kamen die unterschiedlichen Dienstleister, IGOs, NGOs, Minister:innen und weitere Regierungsvertreter:innen der Mitgliedsstaaten. Das Spannende dabei: Es war völlig unklar, mit welchem Ergebnis man hier am Ende rausgeht. Kommt es zu einer Einigung oder nicht? Geht man mit den Verhandlungen in die Verlängerung oder hält man den Zeitplan ein? Ein sehr spannender Prozess auf allen Ebenen.
Was unterschied diese Veranstaltung von anderen Großveranstaltungen?
Bei der internationalen Weltchemikalienkonferenz (ICCM5) galten die Vorschriften der UN. Das World Conference Center Bonn wurde somit zum UN-Gebiet deklariert. Nachdem die Bonner Polizei das Gebäude nach Gefahrenquellen durchsucht hatte, wurde es der UN-Security übergeben. Damit gingen ganz andere Abläufe einher – der Einlass zum Beispiel wurde unter anderem von den Sicherheitskräften der UN gemanaged.
Und wie ging es aus?
Wir haben gespannt beobachtet, wie die Verhandlungen laufen und uns ständig gefragt, wie wir vor Ort weiter unterstützen können, sei es beim Teilnehmenden-Management, bei der Koordination der Dienstleister oder beim Catering. Und natürlich haben wir vorab die Verlängerung durchgespielt – und das war gut so, denn es ging tatsächlich noch eine Nacht weiter. Eine Einigung mit so vielen unterschiedlichen Stakeholder:innen zu finden, ist wirklich ein Kraftakt. Nicht nur Minister:innen, sondern ein Großteil der ca. 800 Teilnehmenden hatte ein Mitsprache- und/oder Mitbestimmungsrecht. Dementsprechend gab es intensive Verhandlungen – mit Erfolg: Die Konferenz endete am 30.09.2023 um 10.20 Uhr mit einer Einigung:
Mit der Verabschiedung des neuen Globalen Rahmenwerks für Chemikalien (Global Framework on Chemicals – GFC) wurde ein Fahrplan zum weltweit nachhaltigen Umgang mit Chemikalien über deren gesamten Lebenszyklus – also auch daraus hergestellter Produkte und Abfällen – festgelegt. Neben dem Rahmenwerk haben Minister:innen und Leitungen von Delegationen und Interessensvertretungen ein hochrangiges politisches Statement für ein weltweit verantwortungsvolles Chemikalienmanagement unterzeichnet, die sogenannte Bonner Erklärung (Bonn Declaration). Darin verpflichten sie sich den Zielen des GFC und damit der Verwirklichung der Beschlüsse des neuen Rahmenwerkes.
Das war ein großer Meilenstein und das Ende war wirklich emotional. Einige Verhandlungsführer:innen hatten Tränen in den Augen, man lag sich wirklich in den Armen. Und wir haben dabei alle Anforderungen meistern können, technisch, inhaltlich und organisatorisch.